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Geschichte ist nicht verstaubte Vergangenheit, sondern prägt das Selbstverständnis von Gesellschaften und stiftet Identität. Frankreich zieht bis heute nationales Selbstbewusstsein aus seiner großen Revolution von 1789. In Großbritannien ist das Impire noch immer lebendig und beflügelt die Träume manches Brexit-Befürworters. In Deutschland sind die Verbrechen der Nazi-Zeit zurecht Teil der Staatsräson. Andere Teile unserer jüngeren Geschichte sind dagegen weitgehend in Vergessenheit geraten und sollten dringend wiederentdeckt werden, weil auch sie bis heute unsere Bundesrepublik prägen. Für den Historiker und Journalisten Wolfgang Niess, gehört dazu ganz besonders die deutsche Revolution von 1918/19.

Hitler hielt sie für ein Verbrechen, vorverantwortungslose Militärs setzten die Legende in die Welt, sie sei verantwortlich für die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg. 70 Jahre ist die Revolution von 1918/19 in politischen Auseinandersetzungen instrumentalisiert und missbraucht worden, dann ist sie weitgehend in Vergessenheit geraten. Anders als die Revolutionen von 1848/49 und 1989 ist sie bislang nicht Bestandteil unserer demokratischen Erinnerungskultur geworden. Es ist höchste Zeit, das zu ändern, sagt Wolfgang Niess, der sich seit Jahrzehnten mit ihr beschäftigt. In seinem Buch „Die Revolution von 1918/19. Der wahre Beginn unserer Demokratie“ schildert er spannend und gut lesbar die Ereignisse zwischen November 1918 und Sommer 1919. Er zeigt auf, dass diese Revolution trotz mancher Versäumnisse sehr erfolgreich war und eine lebensfähige Demokratie geschaffen hat. Sie ist eine der stärksten Wurzeln unserer heutigen Bundesrepublik. Ihre Errungenschaften prägen unser Leben noch heute, auch wenn uns das nicht bewusst ist.