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Emine Sevgi Özdamar wurde 1946 in Malatya, Türkei geboren. Bereits mit zwölf Jahren hatte sie ihre erste Theaterrolle am Staatstheater in Bursa. 1965 kam sie als Gastarbeiterin zum ersten Mal nach Deutschland. 1967 bis 1970 besuchte sie die Schauspielschule in Istanbul, danach hatte sie Engagements an der Volksbühne Ost-Berlin, in Paris und Avignon und beim Bochumer Schauspielhaus unter der Intendanz von Claus Peymann. Neben der Arbeit als Regisseurin und Schauspielerin begann Özdamar selbst Regie zu führen und Theaterstücke zu schreiben, später auch Erzählungen und Romane. Ihr erster Roman Das Leben ist eine Karawanserei (1991) schildert eine Kindheit in der Türkei der 1950er. Die Brücke vom Goldenen Horn (1998) erzählt von einem siebzehnjährigen Mädchen in der Zeit um 1968 zwischen Istanbul, Berlin und Paris. Seltsame Sterne starren zur Erde (2003) begleitet schließlich eine junge Theatermacherin, die von der Türkei ins geteilte Berlin migriert. Gemeinsam bilden die drei Romane die Istanbul-Berlin-Trilogie. Durch die Übertragung türkischer Redewendungen und Bilder ins Deutsche hat Özdamar eine eigene Sprache gefunden, die den Sprachwechsel zu einem zentralen poetischen Verfahren macht.

Nach langer Schaffenspause erschien 2021 ihr autobiografisch geprägter Roman „Ein von Schatten begrenzter Raum“ – ein vielstimmiges Loblied auf ein Nachkriegseuropa, in dem es für kurze Zeit möglich schien, mit den Mitteln der Poesie Grenzen einzureißen. Er ist der sehnsuchtsvolle Nachruf auf die Freunde, Künstler, Bekanntschaften, die sie auf ihrem Weg begleiteten. Im selben Jahr erhielt sie den Georg-Büchner-Preis. Die Jury zeichnete „eine herausragende Autorin aus, der die deutsche Sprache und Literatur neue Horizonte, Themen und einen hochpoetischen Sound verdankt“. Ihr Werk eröffne einen „intellektuellen wie poetischen Dialog zwischen verschiedenen Sprachen, Kulturen und Weltanschauungen, an dem wir lesend teilhaben dürfen.